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Unterrichtsausschuss bringt neue Angebote zur Pflegeausbildung

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Die Ausweitung der Pflegeausbildung ist im Gange: heute stimmte der Unterrichtsausschuss des Nationalrats einstimmig einer Regierungsvorlage zu, mit der Höhere Lehranstalten für Pflege und Sozialbetreuung und neue dreijährige Fachschulen für Sozialberufe mit Pflegevorbereitung im Regelschulwesen geschaffen werden sollen. Zudem will man Berufstätigen und Arbeitssuchenden einen Einstieg in den Pflegebereich erleichtern. Starten sollen die neuen Schulformen und deren Kooperationen mit Gesundheitseinrichtungen ab dem Schuljahr 2023/24, erklärte Bildungsminister Martin Polaschek dem Ausschuss die Dringlichkeit der Beschlussfassung. "Mit der Regierungsvorlage wird ein wichtiger Punkt der Pflegereform umgesetzt", so Polaschek. Der Bund steuere für die neuen Schulformen nächstes Jahr 47 Mio. € bei, bis 2027 seien insgesamt 357 Mio. € für die neue Pflegeausbildung eingeplant.

Einig waren mit dem Minister alle Fraktionen, angesichts des großen Pflegekräftemangels in Österreich brauche man erweiterte Ausbildungsmöglichkeiten in diesem Bereich. Trotz ihrer Zustimmung äußerten SPÖ, FPÖ und NEOS aber einige Kritik an der Erstellung des Gesetzesentwurfs durch die Ministerien für Bildung und Gesundheit. Mangels ausreichender Einbindung der Parlamentsfraktionen seien zentrale Fragen zur Umsetzung der neuen Schulformen, etwa zu Lehrpersonal und Pflichtpraktika, nicht ausreichend behandelt worden, fand die Opposition.

Das Gesetzespaket enthält überdies die Möglichkeit für Mittelschulen und allgemeinbildende höhere Schulen, eine englischsprachige Ausbildung als Schwerpunkt zu wählen. Dabei kann Englisch Unterrichtssprache entweder in einzelnen oder auch in allen Gegenständen (außer Deutsch und andere Sprachen) sein. Die Regierung will damit Englisch als "weltweite Sprache der Verständigung", wie Polaschek formulierte, hierzulande verstärkt vermittelt wissen.

Lückenlose Pflegeausbildung mit finanzieller Unterstützung

Laut Gesetzesentwurf (1696 d.B.) sollen die 2020 als Schulversuch gestarteten fünfjährigen "Höheren Lehranstalten für Pflege und Sozialbetreuung" (HLSP) zu regulären Berufsschulen mit Maturaabschluss werden. Sibylle Hamann (Grüne) betonte die bei den Schulversuchen gesammelten "guten Erfahrungen", auf denen nun aufgebaut werde. Die Situation der Ausbildung sowie der weiteren Bildungs- und Berufslaufbahn will man durch die allgemeine Hochschulstudienberechtigung mit Abschluss einer HLSP verbessern und eine Lücke am Bildungsweg in Richtung Pflege für 14- bis 15-Jährige schließen, erläuterte Hamann. Sie wies auch auf die finanzielle Unterstützung mit monatlich 600 € bei Pflichtpraktika hin; damit beseitige man das Paradox, dass Personen für ihre Ausbildung in einem Bereich mit hohem Bedarf zahlen müssen. Das Pflegestipendium ist Niko Marchetti (ÖVP) zufolge auch für akademische Fortbildungen in diesem Bereich gedacht. Zudem wird für Personen in Sozial- und Pflegeberufen die Anerkennung für facheinschlägige weiterführende Ausbildungen vereinfacht, um Berufswechsel zu erleichtern.  

Eine weitere Möglichkeit der Ausbildung zur Pflege(fach)assistenz bieten laut Entwurf künftig dreijährige Fachschulen für Sozialberufe mit Pflegevorbereitung, die die bestehenden Fachschulen für Sozialberufe ergänzen. Voraussetzung für die Aufnahme in die neuen dreijährigen Fachschulen ist die erfolgreiche Erfüllung der ersten acht Jahre der allgemeinen Schulpflicht. Sie sollen aber auch berufsbegleitend absolviert werden können, im Rahmen von Aufbaulehrgängen und Abendschulen.

Kooperationen mit Gesundheitseinrichtungen

Durch verpflichtende Kooperationen der Höheren Lehranstalten für Pflege und Sozialbetreuung und der Fachschulen mit Einrichtungen der Gesundheitsausbildung werde das hohe Niveau in der heimischen Pflegeausbildung erhalten, unterstrich Bildungsminister Polaschek. "Bis zu 8.000 Ausbildungsplätze im Vollausbau" werde es geben. Entsprechende Kooperationsverträge seien noch abzuschließen, zur genauen Standortwahl der HLPS und Fachschulen könne er daher noch nichts sagen. Bei der Standortklärung werde man mit den Bildungsdirektionen jedenfalls auf eine gerechte bundesweite Verteilung achten. Yannick Shetty (NEOS) hinterfragte allerdings, ob vor dem Hintergrund geburtenschwacher Jahrgänge ausreichend Schüler:innen für die Pflegeausbildung gefunden werden und wies auf den großen Fachkräftemangel in vielen anderen Bereichen hin. Massiver Mangel bestehe nicht zuletzt bei Lehrenden, mahnte Hermann Brückl (FPÖ), nicht aus Krankenanstalten Personal zum Unterricht in der Pflegeausbildung abzuwerben.

Missfallen an der weitergeführten Praxis der Gesundheitsausbildung, dass negativ beurteilte Praktika nicht wiederholt werden dürfen, äußerten die SPÖ-Mandatarinnen Petra Tanzler und Nurten Yilmaz. Den Appell von Yilmaz, bei den neuen Schulformen Wiederholungen der Berufspraktika zu ermöglichen, wies Minister Polaschek aber mit dem Hinweis zurück, dem Gesundheitsministerium sei die Beibehaltung der erprobten Praktikumsregelungen ein großes Anliegen gewesen. Für die nötige Ausstattung mit entsprechend qualifiziertem Lehrpersonal in der Pflegeausbildung sei schon aufgrund der bisherigen Schulversuche vorgesorgt, versicherte Polaschek. Personen, die im Gesundheitswesen arbeiten, würden keinesfalls von den Krankenanstalten "abgezogen", sondern könnten im Rahmen der Kooperationen mit den Bildungseinrichtungen "ergänzend zum Beruf" unterrichten. Gänzlich lösen lasse sich der Pflegenotstand mit der Ausbildungsreform nicht, hielt Tanzler mit Verweis auf die Rahmenbedingungen des Pflegeberufs fest, "es braucht Verbesserungen der Arbeitssituation". (Schluss) rei


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