Erdäpfelernte 2022: Geringe Erträge und Drahtwurmbefall | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Erdäpfelernte 2022: Geringe Erträge und Drahtwurmbefall

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Die Landwirtschaftskammer (LK) NÖ und die InteressenGemeinschaft Erdäpfelbau (IGE) laden traditionell im Herbst zum Erntegespräch, um das vergangene Erdäpfeljahr sowie die aktuellen Entwicklungen im Erdäpfelbau zu analysieren. Die Ernte fällt heuer deutlich kleiner als im Vorjahr aus. Der Grund dafür: Hitze, Trockenheit und enormer Drahtwurmbefall.

Die Haupternte ist auf vielen Betrieben bereits abgeschlossen. Insgesamt neigt sich die Speiseerdäpfelernte dem Ende zu. Die Ernte der Speiseindustriekartoffel für Chips und Pommes frites sowie der Stärkekartoffel ist noch im Gange. Fest steht, die heurige Erdäpfelernte liegt unter dem Durchschnitt. Bis Juni waren die Bedingungen für die Erdäpfel gut. Die anhaltende Hitze und Trockenheit ab Juli hat allerdings dazu geführt, dass die Erdäpfelpflanzen weniger Knollen durchgebracht haben. Und: Der Drahtwurm hat sich aufgrund dieser Witterung massiv auf den Erdäpfelfeldern ausgebreitet und viele Knollen angebohrt. Denn: Fehlt die Feuchtigkeit im Boden, sucht der Drahtwurm sie in den Erdäpfelknollen. Besonders betroffen sind die Erdäpfelbäuerinnen und -bauern im Weinviertel.

Drahtwurm verursacht erneut große Schäden

In den vergangenen Jahren hat der Schaddruck durch den Drahtwurm auf Österreichs Äckern massiv zugenommen. Heuer macht der gefräßige Schädling den Landwirten besonders stark zu schaffen, die Schäden sind enorm. Lorenz Mayr, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer NÖ betont: "Am Beispiel Drahtwurm und Erdäpfel sieht man sehr deutlich, was passiert, wenn keine ausreichenden Pflanzenschutzmaßnahmen durchführbar sind. Gut wirkende Mittel sind seit einigen Jahren nicht mehr auf dem Markt – wir stoßen an die Grenzen des Machbaren. Die Versorgungssicherheit wird dadurch immer mehr gefährdet. Wir brauchen dringend Strategien und vor allem rasch praxistaugliche Lösungen, um den Drahtwurm an seiner Verbreitung zu hindern." 

Kein Verständnis hat Mayr für die im Green Deal geplante Reduktion von Pflanzenschutzmitteln: "Wir haben immer weniger Mittel zur Verfügung, um unsere Pflanzen gesunderhalten zu können und sie zur Ernte bringen zu können. Und gleichzeitig diskutieren wir über noch mehr Einschränkungen beim Pflanzenschutz. Das geht an der Wirklichkeit vorbei, so wird sich die Situation noch mehr zuspitzen." Der Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln in Österreich wurde seit dem Jahr 2011 bereits um 22 Prozent reduziert. Das zeigt, integrierter Pflanzenschutz und nur notwendige Aufwandmengen sind seitens der Landwirtschaft keine Lippenbekenntnisse – sie sind Gebot der Stunde und für die heimischen Bäuerinnen und Bauern eine Selbstverständlichkeit.

Hinzu kommt bei drahtwurmbefallenen Erdäpfeln der vermehrte Arbeitsaufwand für die Landwirte erklärt Franz Wanzenböck, Obmann der InteressenGemeinschaft Erdäpfelbau (IGE): "Wir haben weniger Erträge, aber einen erheblichen Mehraufwand. Denn die vom Drahtwurm befallenen Partien müssen mit viel Personal- und Kostenaufwand aufbereitet und aussortiert werden, um einwandfreie Ware bereitstellen zu können", und sagt weiter: "Der Drahtwurm kann jederzeit zuschlagen und wir Bäuerinnen und Bauern sind diesem Umstand schutzlos ausgeliefert. Wir wissen heute nicht, ob es im kommenden Anbaujahr Möglichkeiten für eine wirkungsvolle Behandlung gegen den Schädling gibt. Uns als bäuerliche Unternehmer ist es wichtig, planen zu können. Das ist nur möglich, wenn wir im Vorfeld wissen, dass wir entsprechende Maßnahmen setzen können und notwendige Betriebsmittel zur Verfügung haben."

Versorgungssicherung muss oberstes Ziel sein

"Ziel jeder Entwicklung muss sein, die Eigenversorgung mit österreichischen Lebensmitteln zu erhöhen bzw. zu erhalten. Daher braucht es Rahmenbedingungen, welche die Produktion und somit die Versorgung absichern", sind sich Mayr und Wanzenböck einig. Dazu gehören jedenfalls vernünftige und bedarfsgerechte Pflanzenschutzmaßnahmen, um die Qualität, aber auch die Quantität abzusichern. Dazu gehört auch der nachhaltige Ausbau der Wasserinfrastruktur: Mit gezielter Beratung und fördertechnischer Unterstützung für effiziente Bewässerungssysteme soll es gelingen, die Wasserversorgung mittel- und langfristig auszubauen, auch überregional.

Der Erhalt der Selbstversorgung ist aber nicht alleinige Sache der Bäuerinnen und Bauern. Die Versorgungssicherung erfordert die Einbindung und den Willen aller Marktpartner – vom Erzeuger über die Verarbeitungsbetriebe bis hin zum Lebensmittelhandel und den Konsumenten. (Schluss)

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