Immer arbeiten, kurzfristig einspringen: Tourismus als Arbeitsumgebung nicht attraktiv genug | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Immer arbeiten, kurzfristig einspringen: Tourismus als Arbeitsumgebung nicht attraktiv genug

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„Die Arbeitgeber im Tourismus in Österreich dürfen sich nicht wundern, wenn sie keine Mitarbeiter finden. Oder wenn sie Kolleginnen und Kollegen an Branchen verlieren, die ein besseres Angebot haben“, sieht Berend Tusch, Vorsitzender des Fachbereichs Tourismus der Gewerkschaft vida, die Arbeitgeber weiter am Holzweg. Das würde auch eine Online-Umfrage der Arbeiterkammer bestätigen, in der drei Viertel der 2.515 befragten ArbeitnehmerInnen – darunter vor allem Beschäftigte aus dem Tourismus – betonen, sehr oft kurzfristig für Dienste einspringen zu müssen. „Auch der Arbeitsmarkt ist ein Markt, der von Angebot und Nachfrage lebt. Sind die Arbeitgeber nicht bereit, das Angebot zu verbessern, bleibt die Nachfrage seitens Arbeitssuchender aus oder Kolleginnen und Kollegen verlassen die Tourismus-Branche“, so Tusch weiter.

Neben den – von der vida seit Jahren gefordert – zu erhöhenden Ist-Löhnen und Ist-Gehältern zeige sich in der AK-Umfrage (durchgeführt von Juni 2021 bis Juli 2021) vor allem hinsichtlich Planbarkeit der Arbeitszeit ein erschütterndes Bild. Die Hälfte der von der Arbeiterkammer Befragten wusste maximal in den Eckpunkten, wie ihre Arbeitszeiten in den nächsten 4 Wochen ausschauen würden, ein Fünftel hatte gar keine Ahnung, was sie erwartet. Insbesondere Beschäftigte in den Branchen Gastronomie und Tourismus seien mit unplanbaren Arbeitszeiten konfrontiert. „Uns wundert es nicht, dass der Tourismus auch hier Negativschlagzeilen macht“, sagt Gewerkschafter Tusch. „Durch die Pandemie haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erkannt, dass man sie braucht. Das heißt, es werden Wertschätzung und gewisse Rahmenbedingungen vorausgesetzt. Zu den Rahmenbedingungen gehört eben auch Planbarkeit bei den Dienstplänen und genügend Freizeit.“

Tusch betont, dass Arbeitgeber gesetzlich dazu verpflichtet sind, Dienstpläne im Regelfall 14 Tage im Voraus bekannt zu geben und untermauert damit die Kritik der Arbeiterkammer. Rund drei Viertel der Befragten aus dem Tourismus geben in der AK-Umfrage an, dass sie ihre konkreten Arbeitszeiten ein bis zwei Tage vorher oder sogar erst am selben Tag erfahren. „Wir verstehen prinzipiell, dass Kolleginnen und Kollegen kurzfristig einspringen müssen. Aber die Betriebe müssen auch verstehen, dass dieses Einspringen eben etwas kostet. Wir stellen uns so etwas wie einen Flexibilitätszuschlag vor“, sagt der Fachbereichsvorsitzende und schließt. „Die Arbeitgeber haben bei den von uns geforderten Sonderkollektivvertragsverhandlungen nicht nur die Gelegenheit, die Löhne und Gehälter deutlich zu erhöhen, sondern auch die Rahmenbedingungen zu verbessern. Wir strecken die Hand aus. Ich nehme an, auch der Arbeitgeberseite ist bewusst, welche Verantwortung sie gegenüber den Beschäftigten hat.“

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