SOS-Kinderdorf zu Kinder- und Jugendhilfestatistik: Prävention muss in den Fokus rücken | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

SOS-Kinderdorf zu Kinder- und Jugendhilfestatistik: Prävention muss in den Fokus rücken

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Wien (OTS) – „Im Jahr 2021 konnten erneut knapp 13.000 Kinder und Jugendliche in Österreich nicht bei ihrer Familie aufwachsen. Dass die Zahl steigt statt sinkt, ist alarmierend“, kommentiert SOS-Kinderdorf-Geschäftsführer Christian Moser die aktuelle Statistik der Kinder- und Jugendhilfe. „Der beste Platz für ein Kind ist prinzipiell bei den eigenen Eltern. Als Gesellschaft dürfen wir darum nichts unversucht lassen, Familien so zu unterstützen, dass sie nicht auseinanderbrechen“, spricht sich Moser für einen Ausbau von Präventionsangeboten aus.

„Wenn Familien in schwierige Lebenslagen geraten, heißt das nicht automatisch, dass Kinder von ihren Eltern getrennt werden müssen“, so Moser. Letztes Jahr profitierten über 41.500 Kinder und Jugendliche von präventiven Maßnahmen wie etwa mobiler Betreuung. Ein Angebot, das laut Moser dringend erweitert werden muss: „Wenn keine akute Gefahr für das Kind besteht, gibt es vielfältige Möglichkeiten, Familien individuell zu unterstützen, sodass sich Eltern stabilisieren und weiterhin gut für ihre Kinder sorgen können.“ SOS-Kinderdorf kann dazu eine erfreuliche Bilanz ziehen: „Rund zwei Drittel der Familien, die wir in unseren eigenen Präventionsangeboten begleiten und betreuen, können langfristig zusammenbleiben und selbständig als Familie leben“, freut sich Moser. „Das erspart nicht nur den betroffenen Kindern und Familien unnötiges Leid, sondern ist auch deutlich günstiger als die sogenannte Fremdunterbringung, bei der die Kinder von den Eltern getrennt werden müssen“, so Moser.

Fachkräftemangel
Die aktuellen Zahlen machen deutlich, wie hoch der Bedarf an sozialpädagogischen Fachkräften derzeit ist. Aber genau an denen fehlt es. Viele junge Menschen mit einschlägiger Ausbildung schrecken davor zurück, sich auf die intensive, aber enorm wichtige Arbeit mit Kindern in Fremdbetreuung einzulassen. „Die vielen gesellschaftlichen Krisen hinterlassen auch bei den Kindern und Jugendlichen, die bei SOS-Kinderdorf aufwachsen, ihre Spuren. Neben dem Betreuungsalltag sind unsere Sozialpädagog*innen auch Stütze bei immer gravierender werdenden Ängsten, Sorgen und psychischen Problemen. Das führt unsere Fachkräfte trotz hohem persönlichen Engagement an ihre Grenzen“, so Moser.

Kinder, die in ihren Familien in Gefahr sind, müssen gut und sicher von der Kinder- und Jugendhilfe untergebracht werden. Wenn es an Personal fehlt, um die Sicherheit und Qualität der Betreuung zu garantieren, entsteht eine drastische Situation. Die öffentliche Hand kann dann ihren gesetzlichen Verpflichtungen nicht nachkommen. Ein wesentlicher Hebel wäre, wie so oft, das Geld: „Mit besseren Gehältern wird diese verantwortungsvolle Tätigkeit natürlich attraktiver. Außerdem könnte mit höherem Budget die Anzahl der Kinder pro Betreuungseinrichtung reduziert werden. Das tut den Kindern gut und wirkt einer Überforderung der Betreuer*innen entgegen“, schlägt Moser vor.

Prävention zahlt sich aus
„Wenn ein Kind aus der Familie genommen werden muss, ist das schwierig für Kind und Eltern und zudem die teuerste Variante für die öffentliche Hand. Die Fachkräfte für eine individuell passende Betreuung sind rar. Alle Argumente zeigen also in die gleiche Richtung: wir müssen auf Prävention setzen! Die Präventionsarbeit sollte der Haupttätigkeitsbereich der Kinder- und Jugendhilfe werden. Aber die aktuelle Statistik zeigt, dass wir davon noch weit entfernt sind“, so Moser abschließend.

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