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Fünf Fragen an die Zukunft

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Wien (OTS) – Berthold Kren ist der neue Präsident der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie, VÖZ. Die zukünftigen Herausforderungen der Branche sind geprägt von brisanten Themen rund um das Thema Klimaschutz. Mit ihrer Roadmap zur CO2-Neutralität ist die VÖZ eine der ersten Industrievertretungen, die sich bedingungslos den Herausforderungen des Klimaschutzes stellen und zugleich eine steile Vorgabe für andere Industriebranchen liefert.

Welche Schwerpunkte sehen Sie als am dringlichsten, welche Maßnahmen sind zeitnah realisierbar?

Berthold Kren: „Unsere Offensive, mit der wir strikte Klimaschutz-Maßnahmen definieren, wird mit Sicherheit eine starke Vorbildwirkung haben. Denn die Dekarbonisierung ist eine der größten Herausforderungen. Als einen der dringlichsten Hebel sehe ich dabei, CO2, das bei der Entsäuerung des Kalksteins entsteht, abzuscheiden und dieses als Rohstoff für die Herstellung von neuen Werkstoffen, wie z. B. Kunststoffen, einzusetzen. Dazu gibt es bereits konkrete Pläne, wir benötigen zur Umsetzung jedoch die Unterstützung von Politik und Gesellschaft – und wir brauchen dafür erneuerbaren Strom.“

Die VÖZ orientiert sich an der auch vom europäischem Zementverband, Cembureau, propagierten, sogenannten 5C-Strategie – wie ist hier der Stand der Dinge bzw. welche Innovationen werden für die klimafitte Zukunft entscheidend sein?

Berthold Kren: „Die 5C-Strategie beschreibt die fünf Kategorien, in denen Umstellungen durchgeführt werden und Emissionsreduktionen notwendig sind: Clinker, Cement, Concrete, Construction, Carbonation. Dazu zählt auch die Abscheidung und Nutzung von CO2. Kreislaufwirtschaft ist auch für uns ein erfolgsversprechendes Stichwort. Recycling ist nur eine Seite, welche der Baustoff Beton zu 100 Prozent erfüllt, es geht uns aber um viel mehr: Mit der Nutzung des CO2 schaffen wir einen geschlossenen Kreislauf. Wir müssen weg von einer linearen hin zu einer zirkulären Kohlenstoffwirtschaft. Entscheidend werden auch klimafitte Zemente sein. Dabei reduzieren wir den Anteil des Klinkers radikal und verwenden als Ersatz bspw. Betonbrechsande oder getemperte Tone, die in Österreich regional zur Verfügung stehen.“

Das Ende der fossilen Brennstoffe naht – was bedeutet das für Ihre Branche, die ja zu den energieintensiven Industrien zählt?

Berthold Kren: „Der Abschied von fossiler Energie hat in unserer Branche längst begonnen. Bereits über 75 Prozent der benötigten thermischen Energie wird in der österreichischen Zementindustrie durch alternative Brennstoffe aufgebracht. Einzelne Werke liegen schon bei 95 Prozent. Unsere Werke haben auch die Emissionen bereits drastisch gesenkt und investieren kontinuierlich in den Klima- und Umweltschutz: 2021 wurden 66,7 Millionen Euro in die Werke investiert (2020 waren es 49,2). Aber klar, die Abhängigkeit von Erdgas bei der Stromerzeugung und hinsichtlich anderer Betriebsmittel (z. B. Harnstoff) trifft auch die Zement- und Betonbranche mit voller Wucht, hier müssen wir dringend Lösungen finden, auch wie wir den Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung vorantreiben, inklusive der Infrastruktur für die Stromverteilung (360 kV-Netz). Selbstverständlich sind wir hier mit den Energieversorgern in engem Austausch.“

Die aktuelle Werbekampagne steht unter dem Slogan „Wir schlagen Brücken in eine klimaneutrale Zukunft“ – was genau ist damit gemeint?

Berthold Kren: „Klimaschutz, Ressourcenschonung, Kreislaufwirtschaft und Klimaneutralität gehen uns alle an. Mit unserer neuen Werbekampagne wollen wir einen Anstoß geben und mit allen Beteiligten ins Gespräch kommen – aber ebenso auf die Vorteile des Baustoffs Beton verweisen. Klimaneutralität gelingt uns nur gemeinsam – dazu gehören aber auch Reduktion und Verzicht, kluge Einsparungen wie es die klimafitten Zemente vormachen, aber vielleicht auch ein Grad weniger Raumtemperatur. Wir liefern Lösungen und sind ein wichtiger Player im Klimaschutz.“

Was sind Ihre persönlichen Ziele für die kommenden Jahre?

Berthold Kren: „Die Umsetzung der 5C-Strategie, CO2-freier Beton, Bauteilaktivierung als Teil von Klimaschutz-Förderungen, verpflichtende Schwammstadt-Konzepte für öffentliche Flächen wie auch für den großvolumigen Wohnbau, vollständige Transparenzregelungen in puncto Herkunftsbezeichnung von Baumaterialien – und vieles mehr.“

Über Berthold Kren

Berthold Kren hat an der Montanuniversität Leoben den Zweig Industrieller Umweltschutz absolviert und ist seit 2005 bei Lafarge tätig. 2010 wechselte er nach Paris und hatte die Funktion als Head of Energy Europe, Middle East and India inne, von 2017 an leitete Berthold Kren Geocycle Indien und Asien. Seit Juli 2020 ist er CEO von Lafarge Zementwerke GmbH – mit Juni 2022 übernahm Kren den Vorstandsvorsitz der Vereinigung der österreichischen Zementindustrie, VÖZ.

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