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NÖ Ärztekammer fordert bessere Karrieremöglichkeiten für Ärztinnen

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Wien (OTS) – Für den Medizin-Aufnahmetest MedAT, der morgen (8.7.2022) an den Medizin-Universitäten in Wien, Innsbruck, Graz und Linz stattfinden wird, haben sich österreichweit beinahe doppelt so viele Frauen (10.037) wie Männer (5.751) angemeldet. In Niederösterreich gibt es aktuell an die 700 Turnusärztinnen, Turnusärzte hingegen nur etwa 500. „In der Ausbildung haben die Frauen also noch eine deutliche Mehrheit. Betrachtet man jedoch die Zahl der berufsberechtigten Ärztinnen und Ärzte in Niederösterreich nach Geschlechtern, ist diese mit jeweils knapp über 4.000 fast ausgeglichen. Wir verlieren also eine nicht geringe Anzahl an Ärztinnen bereits nach der Ausbildung. Im Hinblick auf den Ärztemangel ist das eine Katastrophe, der wir unbedingt gegensteuern müssen“, erklärt der Präsident der NÖ Ärztekammer, Dr. Harald Schlögel.

In der berufsberechtigten Ärzteschaft bestehen große Unterschiede hinsichtlich der Aufteilung zwischen Allgemeinmediziner:innen und Fachärzt:innen. Rund 43 Prozent der Ärztinnen haben eine Facharztausbildung absolviert, wohingegen es sich bei den Ärzten zu rund 70 Prozent um Fachärzte handelt. „Mit dieser Feststellung wollen wir keineswegs die Allgemeinmedizin schlechtreden“, beteuert Dr.in Martina Hasenhündl, Kurienobfrau der niedergelassenen Ärzte und Vizepräsidentin der NÖ Ärztekammer, „aber früher war es leider so, dass Frauen nach der allgemeinmedizinischen Ausbildung keine Chance hatten, eine Facharztstelle zu bekommen, weil dafür fast immer Männer ausgewählt wurden. Heute ist das zum Glück anders, aber in der Vergangenheit war die gläserne Decke für Frauen noch viel früher erreicht als heute.“

Schlögel appelliert in dieser Hinsicht an die Kollegenschaft:
„Abteilungsvorstände und Oberärzt:innen sollten Frauen ermuntern und darin bestärken, ihre Karriere zielstrebig zu verfolgen.“ Darüber hinaus nimmt er auch die Gesellschaft in die Pflicht: „Frauen dürfen im 21. Jahrhundert nicht mehr gesellschaftlich unter Druck gesetzt und als Rabenmütter abgestempelt werden, wenn sie Karriere machen wollen.“ Die Ärztekammer für Niederösterreich fordert vom Land NÖ, die Kinderbetreuungsmöglichkeiten zu optimieren, um Frauen bessere Chancen zu ermöglichen. „Das Angebot bestehender Betriebskindergärten und Landeskindergärten reicht nicht aus, es muss auch erschwingliche Betreuungsmöglichkeiten für die Nachtstunden und die Wochenenden geben. Ärztinnen und Ärzte erfüllen keine `9 to 5 jobs´ und brauchen daher bestmögliche Unterstützung, wenn es um die Versorgung ihrer Kinder oder auch anderer Familienmitglieder mit Betreuungsbedarf geht“, betont Hasenhündl.

Die Medizin ist weiblich, aber nur bis zur gläsernen Decke

Ein eklatanter Unterschied hinsichtlich der Geschlechterverteilung zeigt sich, wenn man die Anzahl der Abteilungsleiter:innen in den niederösterreichischen Spitälern betrachtet. Lediglich 38 Primarärztinnen stehen 147 Primarärzten gegenüber, es sind also nur 20 Prozent der Primariate in NÖ mit Frauen besetzt. Schlögel, der bereits nach seinem Amtsantritt als Präsident Ende April, betont hat, dass ihm Ausbildung und Karriereplanung der niederösterreichischen Ärzteschaft besonders am Herzen liegen, meint dazu: „Diese Themen sind mir ein großes Anliegen und ich habe vor, für junge Kolleginnen und Kollegen in der NÖ Ärztekammer ein Programm zur Karriereplanung aufzubauen. Speziell für Jungärztinnen könnte ich mir ein Mentorinnen-Programm als sehr hilfreich vorstellen, das diesen zeigt, dass es möglich ist, die gläserne Decke zu durchstoßen.“

Österreichweit erste rein weibliche Kurienführung in Niederösterreich

Die Vollversammlung der NÖ Ärztekammer setzt sich seit der Ärztekammerwahl im Frühling aus 19 Frauen und 34 Männer zusammen. Rund 35 Prozent der Ärztinnen und Ärzte, die in der Interessensvertretung der niederösterreichischen Ärzteschaft mitbestimmen, sind demnach Frauen. „Besonders erfreulich ist aber, dass es in Niederösterreich die erste Kurienführung einer Ärztekammer österreichweit überhaupt gibt, die sich aus drei Frauen zusammensetzt“, freut sich Hasenhündl und meint abschließend: „Damit, dass die Kurie der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Niederösterreich nur von Frauen geleitet wird, schaffen wir auch weibliche Rollenbilder und machen sichtbar, was Frauen leisten können und wollen.“

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