TIROLER TAGESZEITUNG "Leitartikel" vom 14. Juni 2022 von Peter Nindler "Rasch raus aus Platters Schatten" | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 14. Juni 2022 von Peter Nindler „Rasch raus aus Platters Schatten“

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Innsbruck (OTS) – ÖVP-Landeshauptmannkandidat Toni Mattle muss in der Volkspartei einige Baustellen aufräumen und den Koalitions-frieden mit den Grünen wiederherstellen. Wenn er (personell) nichts ändert, hätte LH Günther Platter gleich bleiben können.

Gemessen wird der designierte ÖVP-Chef und Landeshauptmannkandidat Toni Mattle an den Wahl-Ergebnissen von Günther Platter. 2018 führte der scheidende Landeshauptmann die Tiroler Volkspartei in lichte Höhen von 44 Prozent. Egal, ob Pandemie-Management, Finanzaffären in der Bundes-ÖVP, Rücktritte oder innerparteiliche Querelen: Am Wahlabend steht Mattle alleine im Rampenlicht – als Sieger oder Verlierer. Neben den Erwartungen der Parteimitglieder an Mattle geht es naturgemäß um die Koalitionen danach. Noch regiert die ÖVP mit den Grünen, zuletzt nicht ganz friktionsfrei.
Platter hat mit seinem Rückzug auch den Koalitionspartner überrumpelt, wissend, dass einige wichtige Entscheidungen wie die intensiv diskutierte Wahlkampfkostenobergrenze von einer Million Euro die ausgeisternde Koalition noch belasten. Hier sind die Grünen näher bei der Opposition als bei der ÖVP. Andererseits wollen die ÖVP-Bauern Problemwölfe lieber heute als morgen abschießen. Bei SPÖ und Freiheitlichen stoßen die Schwarzen dabei auf viel Verständnis. Noch bevor der Landtagswahlkampf so richtig beginnt, muss Mattle folglich zuallererst den Koalitionsfrieden für die letzten Monate halbwegs retten. Dabei geht es um nicht weniger als um Glaubwürdigkeit. Denn Platter und die sich ebenfalls von der Politik verabschiedende grüne Landeshauptmannstellvertreterin Ingrid Felipe haben stets eine stabile Regierung bis zur Wahl versichert.
Die Oppositionsparteien werden aus ihrer Sicht nachvollziehbar die aktuell fragile Situation von Schwarz-Grün ausnützen. Trotzdem weiß vor allem SPÖ-Chef Georg Dornauer, dass er es nicht zu weit treiben darf. Als modernes und zweifellos jüngeres Polit-Gesicht im Gegensatz zu Mattle und Co. hat er zwar wahltaktisch einen gewissen Startvorteil, was die Erneuerung betrifft. Allerdings drängt Dornauer in die Regierung, unabhängig davon, ob der nächste Landeshauptmann Mattle heißt oder nicht. Völlig verscherzen darf es sich Dornauer mit der ÖVP deshalb nicht.
Die FPÖ kann nur gewinnen, denn ihre Chancen steigen, weil Platter geht. Bei den NEOS hängt es einzig und allein davon ab, ob sie als Juniorpartner stark genug wären. Dafür müssen sie ihre Mandatszahl von zwei auf vier verdoppeln. Und abschreiben sollte man die Grünen ebenfalls nicht, denn gerade Mattle kann mit ihnen ganz gut.
Zurück zum neuen ÖVP-Spitzenkandidaten: Will Mattle eine neue Zeitrechnung in der Regierung und in der ÖVP, benötigt er neue Gesichter für die Zeitnehmung. Gleiches Gemüt wie Platter, gleicher Bezirk wie der Landeshauptmann und gleiche Mannschaft: Sollte er nichts ändern, hätte Platter gleich bleiben können.

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