„Aufgeben ist nämlich keine Option“: Der steile, steinige Weg zurück in den Job | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

„Aufgeben ist nämlich keine Option“: Der steile, steinige Weg zurück in den Job

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Wien (OTS) – Alleinerzieherin S., von der obiges Zitat stammt, hatte kaum Chancen am Arbeitsmarkt: 19 Jahre arbeitslos, keine Ausbildung, Schulden, Probleme mit der volljährigen Tochter, die motivationslos ein Jobcoaching abgebrochen hatte, die zweite Tochter im Volksschulalter – viele scheinbar unüberwindbare Hürden auf dem Weg zum Job. Verzweifelt wandte sie sich an ABZ*Frauen aktiv#weiter“ (ABZ*Austria). Dank individueller Beratung, Unterstützung bei der Arbeitsuche und kostenloser Workshops fand sie einen Job in einem Pflegeheim. So schaffte sie es, es aus den Schulden herauszukommen und – das ist ihr besonders wichtig – ein gutes Vorbild für ihre beiden Töchter zu sein. „Gerade Menschen, die lange vom Arbeitsmarkt weg waren, brauchen auf dem Weg zurück in den Job individuelle Unterstützung durch sozialintegrative Unternehmen“, weiß Swantje Meyer-Lange, Vorsitzende von arbeit plus. Dachverband – Soziale Unternehmen Wien.

„Vor allem für Frauen mit Betreuungspflichten ist es oft schwierig, wieder in der Arbeitswelt Fuß zu fassen“, erklärt Meyer-Lange. So wie für Liedyia M.: Eine belastende private Situation, fehlende Betreuungsressourcen für die gerade erst eingeschulte Tochter und schwierige Wohnverhältnisse stellten erhebliche Hindernisse für den beruflichen Neuanfang dar. Die alleinerziehende Mutter stieg schließlich über das Projekt „ArbeitsRaum“ (jetzt „Wörkerei“) bei INIGO Handel (Caritas Wien) ein und nutzte so die Möglichkeit einer stufenweisen Integration in den Arbeitsmarkt. Die Arbeitszeiten im Handel waren aber mit M.s Betreuungspflichten nicht vereinbar – so organisierte das INIGO-Team ein Praktikum und vermittelte die junge Mutter als Buffetkraft und Küchenhilfskraft ins Schulbuffet eines Wiener Gymnasiums. Dort passen Arbeitszeiten und Rahmenbedingungen perfekt, und in der Nachbetreuung konnte auch die Wohnsituation verbessert werden, sodass M. nun rundum zufrieden ist.

Neue Jobchancen in zukunftsträchtigen Berufen

Dieser oftmals notwendige stufenweise (Wieder-)Einstieg in die Arbeitswelt, also zunächst mit nur wenigen Arbeitsstunden, ist einer der „15 Punkte für eine erfolgreiche Arbeitsmarktreform“, die arbeit plus Österreich und arbeit plus Wien Arbeitsminister Kocher im Vorfeld seiner geplanten Reform des Arbeitslosengesetzes vorlegten. Ein weiterer Punkt sind Beschäftigungsinitiativen, die regionale Kreislaufwirtschaft im Sinne der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit unterstützen, wie etwa Qualifizierungs- und Beschäftigungsangebote im Bereich Reparatur, Recycling oder Re-Use. Diese bieten neue Jobchancen in zukunftsträchtigen Branchen. KFZ-Mechaniker D., Jahrgang 1959, musste 2018 wegen altersbedingter gesundheitlicher Einschränkungen seinen Job aufgeben – seine Chancen am Arbeitsmarkt waren denkbar schlecht. Bei dieRadstation (Trendwerk) konnte er seine in den 1990er-Jahren gesammelten Erfahrungen als Fahrradtechniker ausweiten und vertiefen. Nun ist er gemeinsam mit jüngeren Kolleg*innen fixer Bestandteil des Fahrradmechanikerteams bei Intersport Winninger und arbeitet ganz im Sinne von „Reparieren statt Wegwerfen“.

Lernen und Arbeiten

Die Verbindung von Arbeit und Qualifizierung in sozialintegrativen Betrieben ist gerade für Menschen mit nicht mehr verwertbarer oder ungenügender Ausbildung ideal. Davon profitierte auch Mario T.: Nach der Pflichtschule hatte er seine Kellnerlehre bewusst nicht abgeschlossen und wurde Animateur – eine Karriere, der Corona ein abruptes Ende setzte. Im Restaurant Michl’s (Wien Work) startete er mit professioneller Unterstützung als Servicemitarbeiter durch – heute ist er eine unverzichtbare Stütze im Servicebereich des Stadthallenbräu.
Corona wurde auch Gustavo E. zum Verhängnis: Restaurantschließungen und Veranstaltungsabsagen trieben den Musiker in die Langzeitbeschäftigungslosigkeit. Da er nebenher bereits geringfügig in der Hausreinigung gearbeitet hatte, bewarb er sich bei Wohnen mit Service (Volkshilfe Wien) in der Stiegenhausreinigung. Hier schlug er ein neues Kapitel seiner Arbeitsbiographie auf und hat dank neugewonnener Arbeitserfahrungen, Sozialberatungen und Bewerbungsunterstützung die besten Voraussetzungen für den erfolgreichen Sprung in den ersten Arbeitsmarkt.

„Diese Erfolgsgeschichten zeigen, dass aktive Arbeitsmarktpolitik flexibel, innovativ und längerfristig ausgerichtet sein muss“, resümiert arbeit plus Wien-Vorsitzende Swantje Meyer-Lange. „Denn die bloße ‚Verwaltung‘ von Arbeitslosigkeit ist nicht nur teurer als arbeitsmarktpolitische Förderprogramme, sondern zieht noch einen Rattenschwanz an gesellschaftlichen und sozialen Problemen nach sich. Und die Menschen wollen ja arbeiten, wie unsere Beispiele ganz deutlich zeigen.“

arbeit plus. Dachverband – Soziale Unternehmen Wien
Der Dachverband vertritt seit 2001 Wiener Organisationen, die langzeitbeschäftigungslose Menschen beraten, qualifizieren und beschäftigen. Über 30.000 nutzen diese Angebote jährlich. Die Interessenvertretung repräsentiert knapp 60 Betriebe und Beratungseinrichtungen, hinter denen 30 Trägerorganisationen stehen.

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