Leitartikel "Heißes Eisen Impfpflicht" vom 21. Juli 2021 von Mario Zenhäusern | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Leitartikel „Heißes Eisen Impfpflicht“ vom 21. Juli 2021 von Mario Zenhäusern

0 154

Innsbruck (OTS) – Sollen sich Angehörige gewisser Berufsgruppen verpflichtend einer Corona-Impfung unterziehen müssen? Die Diskussion darüber wird vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen auch in Österreich immer heftiger.

Von Mario Zenhäusern
Frankreich und Griechenland haben die Impfpflicht für das Gesundheitspersonal bereits beschlossen, in Italien, wo Bedienstete im Gesundheitswesen bereits seit dem 25. Mai zur Immunisierung verpflichtet sind, wird nun die Einführung einer Impfpflicht im Bildungsbereich geprüft. Auch in Großbritannien und Russland müssen sich Angehörige gewisser Berufsgruppen gegen das Coronavirus impfen lassen, in Russland droht andernfalls unbezahlter Urlaub. Und in Österreich? Hier ist schon die Diskussion darüber eine Grundrechtsverletzung. Dabei können sich immer mehr Fachleute eine Impfpflicht in Teilbereichen durchaus vorstellen.
Derzeit sind in Österreich mehr als 5,15 Millionen Menschen zumindest einmal gegen das Coronavirus geimpft, fast 4,1 Millionen oder knapp 52 Prozent der Personen über 12 Jahren haben bereits einen vollständigen Impfschutz. Letztere dürften, das zeigen aktuelle Studien aus dem Impf-Weltmeisterland Israel, zwar nicht vor einer Neuinfektion geschützt sein, sehr wohl aber vor schweren Krankheitsverläufen. Die Zahl der Hospitalisierungen liegt dort trotz massiv ansteigender Infektionszahlen weit unter dem Niveau früherer Wellen. Wenn also die weitestgehende Immunisierung der Bevölkerung das Gesundheitssystem vor dem drohenden Kollaps bewahrt – und danach schaut es derzeit aus –, dann ist ein wichtiges Ziel erreicht. Schließlich haben Regierungen in aller Welt die Corona-Einschränkungen immer mit diesem drohenden Zusammenbruch gerechtfertigt. Die Erkenntnisse aus Israel sind deshalb die eindeutige Aufforderung, die Impfkampagne mit aller Vehemenz fortzuführen und – auch das belegen die vorliegenden Fakten – insbesondere die Heranwachsenden mit einzubeziehen.
Das Auftauchen der offensichtlich deutlich ansteckenderen Delta-Variante befeuert nun auch in Österreich und in Tirol die Debatte darüber, ob sich gewisse Berufsgruppen verpflichtend einer Impfung unterziehen sollten oder nicht. In erster Linie geht es um das Krankenhaus- und Pflegepersonal, auch über den Bildungsbereich wird vor dem Hintergrund der niedrigen Durchimpfungsrate bei Kindern und Jugendlichen heftig diskutiert. Die Meinungen gehen nach wie vor weit auseinander. Mit gutem Grund, handelt es sich doch um ein heißes Eisen. Eine Impfpflicht greift in das Recht der Menschen auf körperliche Unversehrtheit ein. Trotzdem: Auf lange Sicht führt an ihr kein Weg vorbei. Nicht nur bei den Bediensteten in den Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen.

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. Tiroler Tageszeitung

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.