Gramsci-Preis der AK Wien für „Fremd in der Heimat und der Ferne“ | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Gramsci-Preis der AK Wien für „Fremd in der Heimat und der Ferne“

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Wien (OTS) – Der mit 5.000 Euro dotierte „Antonio Gramsci Preis für kritische Forschung in der Migrationsgesellschaft“ der AK Wien in Kooperation mit der Universität Bielefeld geht in diesem Jahr an die Historikerin Olga Sparschuh. Sie untersucht in ihrer Arbeit u.a. die Schlagkraft von ArbeitnehmerInnen verschiedener Herkunft in der Auseinandersetzung mit den ArbeitgeberInnen.

Zusammenhalt ist die wichtigste Voraussetzung für ArbeitnehmerInnen um in der Auseinandersetzung mit den wirtschaftlich stärkeren ArbeitgeberInnen ihre Interessen durchsetzen zu können. Diesen Zusammenhalt herzustellen ist daher eine der Grundaufgaben von Gewerkschaften und Arbeiterkammer und stellt aufgrund der zunehmenden grenzüberschreitenden Beweglichkeit der Arbeitskräfte eine große Herausforderung dar. Olga Sparschuh untersucht diese Schwierigkeiten anhand des Beispiels italienischer Arbeitsmigration aus dem Mezzogiorno, dem Süden Italiens zwischen 1953 bis 1973 in deren wichtigste Zielstädte Turin und München.

Arbeitsrechtlich in beiden Fällen gleichgestellt, in Turin auch mit denselben staatsbürgerlichen Rechten ausgestattet, konzentrierten sich die Gewerkschaften in beiden Fällen eher auf den ansässigen Facharbeiterkern. „Während der Arbeiterproteste in Turin 1969 und im Italienerstreik bei BMW in München 1972 griffen die Zugewanderten daher zu alternativen Protestformen, zu denen beiderorts der Schulterschluss mit radikalen politischen Gruppen gehörte“, so Sparschuh.

Sparschuhs Arbeit stellt aber auch einen wichtigen Beitrag zur Theorie und Methodendiskussion der Migrationsforschung dar. Der Bildungswissenschaftler Paul Mecheril von der Universität Bielefeld sagt als Juryvorsitzender des Gramsci-Preises: „Die beeindruckende Untersuchung ist von hoher literarischer Qualität und wird die historische Migrationsforschung bereichern.“ Denn die gängige Praxis, die grenzüberschreitende Zuwanderung gesondert von der Binnenwanderung von wirtschaftlich schwachen ländlichen Regionen in die Städte zu untersuchen, wird durch Sparschuhs Forschungsergebnisse radikal in Frage stellt.

Lena Karasz hat als AK Expertin für EU-Wettbewerbsrecht tagtäglich mit der Lebensrealität des freien Arbeitsmarkts in der EU zu tun. Sie hat den Anstoß zum Gramsci-Preis gegeben und sagt über Sparschuhs Arbeit: „Sie konzentriert sich auf das Dasein der ArbeitnehmerInnen als Arbeitskräfte, die von der ansässigen ArbeitnehmerInnenschaft verschiedene, sozioökonomische Voraussetzungen haben. Sie zeichnet so nicht ethnische, sondern ökonomische Aspekte als ausschlaggebend.“

Die Arbeiterkammer Wien verleiht den Antonio-Gramsci-Preis, um der Spaltung der ArbeitnehmerInnen nach Herkunft, Geschlecht oder anderen Merkmalen entgegenzuwirken. Denn eine Spaltung der ArbeitnehmerInnen behindert den gesetzlichen Auftrag der AK, die Interessen aller ArbeitnehmerInnen zu vertreten.

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