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Neuer ÖIF-Forschungsbericht zu migrantischen Parallelstrukturen

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Wien (OTS) – Migrantische Parallelstrukturen in Österreich und im europäischen Raum untersuchte Prof. Susanne Schröter (Direktorin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam (FFGI)) im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF). Die Analyse mit dem Titel „Herausforderungen im Umgang mit Parallelgesellschaften. Grundlagenanalyse zur Situation in Österreich im europäischen Vergleich“ wurde am Freitag veröffentlicht und beleuchtet die Entstehung segregierter Milieus in Europa und gibt auch einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand mit Schwerpunkt Österreich.

Beginnende Abschottung einzelner Gruppen deutlich erkennbar

Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass bereits ausgeprägte Parallelstrukturen, also eine beginnende Abschottung einzelner Migrantengruppen von der Gesamtgesellschaft festzustellen sind – insbesondere in muslimisch geprägten Milieus. Diese Abschottung wirkt der Integration von Migrant/innen im deutschsprachigen Raum entgegen und hemmt eine gleichberechtigte soziale und wirtschaftliche Teilhabe an der Gesellschaft durch die betreffenden Gruppen. Parallelstrukturen können sowohl in räumlicher, soziökonomischer, ethno-nationaler, normativer und ebenso sozialer Hinsicht vorhanden sein, oftmals auch in Kombination mehrerer dieser Dimensionen.

Sozialräumliche und ökonomische Abschottung in
Bundeshauptstadt Wien

Besonders in der Bundeshauptstadt Wien, wo 45% der Bevölkerung einen Migrationshintergrund haben, lässt sich laut Analyse eine sozialräumliche Abschottung (Segregation) in einzelnen Vierteln beobachten; dagegen sind konkrete wohnpolitische Maßnahmen gefordert. Auch im sozioökonomischen Bereich, wie etwa bei Bildung und Arbeitsmarkt, können sich die Auswirkungen solcher Parallelstrukturen zeigen: niedriger Bildungsstand und höhere Arbeitslosigkeit sowie niedrige Erwerbstätigkeit bei Frauen mit Migrationshintergrund.

Soziale Abschottung von Mehrheitsgesellschaft als Problem für Integration

In Moscheevereinen begünstigen oft insbesondere auslandsabhängige und nationalistisch verfasste Dachverbände die soziale Abschottung muslimischer Migrantengruppen, vor allem durch ideologische Einflussnahme aus dem Ausland. So wird in diesen Fällen unter anderem durch ein eigenes Freizeitprogramm in den Moscheen bereits bei Kindern und Jugendlichen dem Kontakt mit Nicht-Muslim/innen und der Mehrheitsgesellschaft entgegengewirkt. Insbesondere Organisationen des politischen Islam versuchen laut Prof. Schröter oftmals Parallelstrukturen, beispielsweise über die Instrumentalisierung des islamischen Religionsunterrichts, weiter auszubauen. So würden patriarchale Haltungen, wie etwa die Ungleichbehandlung von Frau und Mann oder auch die Ablehnung von Homosexualität weiter tradiert.

Nationalistische Identitätskontruktionen begünstigen Integrationsdefizite

Einen deutlichen Zusammenhang sieht die Analyse zwischen nationalistischen Identitätskonstruktionen und Integrationsdefiziten:
Je stärker einzelne Migrantengruppen eine Gruppenidentität außerhalb der Aufnahmegesellschaft suchen, desto schwieriger wird die Integration in die Gesamtgesellschaft. So würden in Österreich vor allem Migrant/innen mit Wurzeln in der Türkei eine starke Verbundenheit zum Herkunftsland aufweisen, vor allem beeinflusst durch religiöse und politische Organisationen, die in Österreich die Bindung an das Herkunftsland propagieren. Migrant/innen aus Tschetschenien seien laut Analyse als besonders geschlossene und patriarchale Gruppe organisiert, was die erfolgreiche Integration in die österreichische Gesellschaft erheblich erschweren kann.

Bereits ausgeprägte Parallelgesellschaften in Belgien,
Frankreich und Großbritannien

Stärker als in Österreich oder Deutschland sind parallelgesellschaftliche Strukturen bereits in Ländern wie Belgien, Frankreich oder auch Großbritannien ausgeprägt. Einzelne Migrantengruppen sind hier bereits weitgehend von der Mehrheitsgesellschaft entkoppelt und weisen starke Integrationsdefizite auf. Ein Umstand, der sich unter anderem an der Herausbildung abgeschotteter Gebiete und Viertel und damit verbundenen Lebensweisen zeigt. Eine Ausweitung beginnender Abschottungsprozesse gelte es laut Schröter in Österreich zu verhindern.

ÖIF-Forschungsbericht online lesen oder downloaden

Der Forschungsbericht „Herausforderungen im Umgang mit Parallelgesellschaften. Grundlagenanalyse zur Situation in Österreich im europäischen Vergleich“ wurde im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) von Prof. Susanne Schröter, Direktorin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam, auf der Basis einer qualitativen Analyse des Forschungsstandes zum Thema im europäischen Raum mit Fokus auf Österreich erstellt. Den gesamten Bericht können Sie online lesen und herunterladen auf [www.integrationsfonds.at] (http://www.integrationsfonds.at).

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