„Die 70er Jahre“: Teil 3 der „Menschen & Mächte“-Serie „Jahrzehnte in Rot-Weiß-Rot“ am 8. Juni um 20.15 Uhr in ORF 2 | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

„Die 70er Jahre“: Teil 3 der „Menschen & Mächte“-Serie „Jahrzehnte in Rot-Weiß-Rot“ am 8. Juni um 20.15 Uhr in ORF 2

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Wien (OTS) – Mit der sechsteiligen „Menschen & Mächte“-Serie „Jahrzehnte in Rot-Weiß-Rot“ zeigt der ORF seit 18. Mai 2020 jeweils Montag um 20.15 Uhr in ORF 2 eine von Andreas Novak konzipierte Zeitgeschichte-Serie über Österreichs Alltags-, Politik- und Gesellschaftsgeschichte zwischen 1950 und den 2000er Jahren. Am 8. Juni steht Peter Liskas Dokumentation über „Die 70er Jahre“ auf dem Programm:

Die 70er – ein Jahrzehnt prägend und unvergesslich für mehrere Generationen. Jahre des Aufbruchs, des Fortschritts, der Vollbeschäftigung, eine Zeit unglaublicher sportlicher Erfolge. „Eine Insel der Glückseligen“, meint der Papst in Rom. Goldene Jahre – mit vielen Schattenseiten.
Am Anfang des Jahrzehnts geschieht etwas, das bis dahin für viele unvorstellbar war. Ein Sozialist wird Bundeskanzler. Ein Intellektueller, ein Emigrant, ein Jude, ein überzeugter Österreicher. Ein Mann mit politischen Visionen, dessen Name das ganze Jahrzehnt prägen wird. Einer, der mit den Medien spielt, sie für sich nutzt, wie das zuvor noch keiner tat. Einer, der das kleine Österreich zurück auf die Weltbühne holen will, dem Schulden lieber sind als Arbeitslose. Dreimal gewinnt er die absolute Mehrheit, bildet Alleinregierungen, lässt Oppositionsführer verzweifeln. Sein Name ist untrennbar mit den Wohlstandsjahren verbunden. „Bruno Kreisky, wer sonst“, so lautet der Slogan der Sozialisten, die „Freundschaft“ rufen, wenn sie die Genossen begrüßen. Probleme tauchen auf, die uns bis heute beschäftigen – und dennoch kaum im Gedächtnis geblieben sind. Zu sehr wird diese Zeit mit Kreiskys Namen, seinem Reformwillen und seinem staatsmännischen Auftreten in Verbindung gebracht.

Die Dokumentation spannt den Bogen vom Personenkult um den „Sonnenkönig“ Bruno Kreisky über die Konsumgesellschaft, den gestärkten Nationalstolz bis zu den Konflikten dieses Jahrzehnts. Im Mittelpunkt steht die kritische Auseinandersetzung mit der heilen, harmonischen Welt. Die Welt wird schneller, moderner, neue Technik überall. Verlockungen, wohin man schaut, eine Wohlstandswelt, in die nun auch jene Gesellschaftsschichten eintauchen, die bis dahin kaum Chancen hatten, sich ein Stück vom Glück anzueignen. Doch das hat auch seine Nachteile. Frauen arbeiten im Akkord. Kinder müssen sich auf Betonspielplätzen austoben. Radfahren, Fußballspielen – verboten. Zu gefährlich, zu laut. Die Müllberge wachsen rasant, pflegebedürftige Menschen werden häufig in Altersheime „abgeschoben“. Auch das ist die neue, schöne, moderne Zeit.

Auto, Urlaub, Stereoanlage, Telefonanschluss, Fernseher – für jedermann. Das „Kastl“ bzw. der ORF prägen ein Jahrzehnt. Sportidole werden zu Nationalhelden, vereinen Herrn und Frau Österreicher auf der Sporttribüne, die Wohnzimmer heißt. Es wird mitgefiebert, mitgefeiert, mitgetrauert – mit Annemarie Moser-Pröll, Karl Schranz, Franz Klammer, Hans Krankl, Jochen Rindt, Niki Lauda. Stolz sind die meisten Österreicher/innen auf vieles. Die 42-Stunden-Woche, die Vollbeschäftigung, den starken Schilling, vier Wochen Mindesturlaub, Gratisschulbücher, den freien Universitätszugang. Auf den längsten Straßentunnel und auf die erste U-Bahn.

Und die Demokratie macht’s möglich. Dagegen sein. Protestieren, demonstrieren, agitieren. Erstmals regt sich Widerstand gegen Kraftwerke, gegen Naturverschandelung, Bauprojekte. In Molln gehen die erbosten Bewohner/innen auf die Straße, sie wollen keinen Staudamm in ihrer Ortschaft, in Wien muckt die Jugend auf, besetzt alte Fabriken, fordert Autonomie, Jugendzentren, Freiheit. Selbst Kreisky unterschätzt Ende der 70er Jahre den Protest gegen Entscheidungsträger. Das Atomkraftwerk Zwentendorf wird zum Symbol. Am Ende des Jahrzehnts ist Kreisky am Höhepunkt seiner Macht. Kein Politiker der Zweiten Republik – weder davor noch danach – hat je so viel Zuspruch erfahren. Und dennoch neigt sich die Ära dem Ende zu. Die 80er werden politische Veränderungen bringen, deren Auswirkungen wir bis heute spüren.

Peter Liskas Dokumentation lebt von der Bilderflut des ORF-Archivs. Monatelang hat er Material gesichtet und ausgewählt. Mit akribischer Neugierde erweitern die ORF-Kameras den Blick für die gesellschaftliche Vielfalt, dokumentieren erstmals das bisher völlig unbeachtet gebliebene Leben in gesellschaftlichen Nischen und Randgruppen. Zu Wort kommen Elizabeth T. Spira, Lukas Resetarits, Franz Klammer, Annemarie Moser-Pröll, Hans Krankl, Josef Taus, Norbert Steger, Karl Blecha, Peter Rabl, Peter Michael Lingens u. v. a. Roland Düringer liest aus Volksschulheften, damit vermittelt Regisseur Peter Liska, was den Kindern der 70er Jahre an Werten und Idealen beigebracht wurde – mit der Realität und dem gesellschaftlichen Umbruch hatte das wenig zu tun. „Die Insel der Seligen“ – ein analytisches Panoptikum der 70er Jahre in Wort und Bild.

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