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Bürgermeister Ludwig empfing NachfahrInnen der Familie Ephrussi

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Wien (OTS/RK) – Heute, Montag, hat Wiens Bürgermeister Michael Ludwig zahlreiche MitgliederInnen der weitverzweigten Familie Ephrussi im Wiener Rathaus empfangen. Anlass für den Empfang im Büro des Bürgermeisters war die Eröffnung der Ausstellung „Die Ephrussis. Eine Zeitreise“ im Jüdischen Museum Wien, die die wechselreiche Geschichte der Familie zum Thema hat.

Die Ephrussis gelten als eine der bedeutendsten europäisch-jüdischen Familien des 19. und 20. Jahrhunderts. Die ursprünglich aus dem russischen Odessa stammenden Ephrussis waren erfolgreiche Getreidehändler und Finanzunternehmer, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts auch in Wien ihren Geschäften nachgingen. Ignaz Ephrussi, der seinen Geschäfts- und Lebensmittelpunkt in die Hauptstadt des Habsburgerreiches verlegt hatte, ließ in den 1870er-Jahren ein vom Architekten Theophil Hansen geplantes Ringstraßen-Palais errichten, heute an der Adresse Universtitätsring 14. 1872 wurde er von Kaiser Franz Joseph I. zum Ritter geschlagen. Das Palais wurde nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 „arisiert“ und die Familie vertrieben. Möbel und Kunstwerke aus dem Palais wurden geraubt. Bereits ab 1945 bemühte sich die Familie Ephrussi um Restituierung. Viele dieser Verfahren sind bis heute nicht abgeschlossen.

157 Netsuke, aus Holz, Elfenbein oder Knochen geschnitzte japanische Figuren, sowie das Familienarchiv der Ephrussis, das die Nachfahren, die Familie de Waal, dem Jüdischen Museum Wien im Jänner 2018 schenkten, bilden die Kernstücke der Ausstellung „Die Ephrussis. Eine Zeitreise“ im Jüdischen Museum Wien, die vom 6. November 2019 bis 8. März 2020 zu sehen ist. Die Schau begibt sich dabei auf eine Spurensuche, die die oft unfreiwilligen Reisen der Familie durch ganz Europa und später in die ganze Welt zeigt. Mittels ausgewählter Objekte, Dokumente und Bilder wird der wirtschaftliche und gesellschaftliche Werdegang einer europäisch-jüdischen Familie nachgezeichnet, deren Nachfahren heute durch Flucht und Vertreibung in der ganzen Welt verstreut leben.

Erstmals nach der Vertreibung durch die Nazis kam Familie heute in Wien wieder zusammen. Angeführt wurde das Familientreffen im Rathaus von Victor de Waal, der als Kind noch im Palais Ephrussi gespielt hatte. Der heute 90-Jährige ist der Vater von Edmund de Waal, Autor des Buches „Der Hase mit den Bernsteinaugen. Das verborgene Erbe der Familie Ephrussi“. Der Titel seines Buches, das in Großbritannien nach dem Erscheinen 2010 zum Bestseller avancierte, bezieht sich auf eine der Netsuke-Figuren und schildert die wechselvolle Geschichte seiner Vorfahren mütterlicherseits.

Bürgermeister Michael Ludwig hieß die Angehörigen der Familie im Rathaus herzlich willkommen. Insgesamt fanden sich etwa 30 Personen im Roten Salon ein, für viele war es ein erstes Kennenlernen der seit der Nazi-Zeit in der ganzen Welt verstreuten Familie. „Die Stadt Wien, die heute zu Recht stolz auf ihre hohe Lebensqualität sein kann, hat auch dunkle Kapitel in der Geschichte erlebt. Eines waren die Gräueltaten während der Shoa. In dieser Zeit wurden viele jüdische Menschen aus Wien vertrieben oder gar ermordet. Heute haben wir als Stadt die Verpflichtung, mit diesem schweren Erbe umzugehen. Das Jüdische Museum der Stadt Wien leistet zu dieser Aufarbeitung einen sehr wichtigen Beitrag“, sagte der Bürgermeister.

Danielle Spera, Direktorin des Jüdischen Museums Wien, betonte die Besonderheit des Anlasses, der die Familie Ephrussi nach Wien gebracht hat: „Ein historisches Ereignis, dass erstmals seit 1938 die Familie in Wien wieder zusammenkommt. Für die Stadt Wien ist es etwas ganz Besonderes, dass dem Jüdischen Museum Wien das Familienarchiv Ephrussi als Schenkung und ein Teil der berühmten Netsuke als Dauerleihgabe übergeben wurde. Ich freue mich besonders, dass es mit unserer Ausstellung gelungen ist, einen weiteren Meilenstein in der Erforschung Wiener jüdischer Geschichte zu setzen.“

Die Ausstellung „Die Ephrussis. Eine Zeitreise“ ist vom 6. November 2019 bis zum 8. März 2020 im Jüdischen Museum Wien, Dorotheergasse 11, zu sehen. Das Museum hat Sonntag bis Freitag jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet und ist am Samstag geschlossen.

Weitere Informationen unter [www.jmw.at] (http://www.jmw.at) oder unter [info@jmw.at] (mailto:info@jmw.at) (Schluss) nic

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