TIROLER TAGESZEITUNG "Leitartikel" Mittwoch, 9. Oktober 2019, von Marco Witting: "Stürmischer Herbst in Innsbruck" | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Mittwoch, 9. Oktober 2019, von Marco Witting: „Stürmischer Herbst in Innsbruck“

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Innsbruck (OTS) – Die wahrscheinliche Abwahl von Christine Oppitz-Plörer hat den Beigeschmack einer Polit-Show. Im Sinne der Transparenz müssen schnell alle Fakten auf den Tisch. Kostenexplosion am Patscherkofel darf nicht kleingeredet werden.

Ein stürmischer Herbst. Ein Föhn vom Patscherkofel bis hinab ins Rathaus. Da fallen nicht nur die Blätter. In Innsbrucks Stadtpolitik auch Entscheidungen. Und das bunte (politische) Farbenspiel wird durcheinandergewürfelt.
Dabei sollte man ein paar Sachen nicht vermischen. Die Patscherkofelbahn ist viel zu teuer geraten. Stück für Stück. Und letztlich geht es hier um Steuergeld. Mit dem nicht sorgsam genug umgegangen wurde. Vom Architektenwettbewerb bis zum Zeitdruck gab es massive Kostentreiber. Wenn die Bahn mit allen Nebenprojekten letztlich auf bis zu 66 Millionen Euro kommt, dann ist das viel zu viel – selbst wenn die Bahn gut läuft. Hier kann und darf sich Christine Oppitz-Plörer nicht aus ihrer politischen Verantwortung ziehen. Ihre gestrige Erklärung, dass von einer Kostenexplosion nicht die Rede sein könne, ist befremdlich. Oppitz-Plörer war Antreiberin und Macherin des Projekts. Sie war aber nicht alleine. Und die alte Stadtregierung mit Grünen, FI, ÖVP und SPÖ ist eben auch die neue. Das gibt dem Abwahlantrag im morgigen Gemeinderat einen Beigeschmack. Den einer Polit-Show. Und einer verspäteten Abrechnung. Wenn Bürgermeister Georg Willi nicht entscheidende neue Erkenntnisse rund um den Patscherkofel präsentiert, dann bleibt auch die Frage, warum gestern die beiden Geschäftsführer abberufen wurden – und nicht schon früher? Offiziell am Tisch liegen derzeit keine neueren Fakten als jene, die der Kontrollamtsbericht im Juni hervorgebracht hat. Die Vorwürfe, dass Informationen durch Oppitz-Plörer zurückgehalten wurden, sind schwer. Sie dementierte dies gestern sofort. Im Sinne der Transparenz, die sich die Grünen vor der Wahl auf die Fahnen schrieben, sollten sofort alle Karten auf den Tisch gelegt werden – das hat die ÖVP zu Recht schon lange eingefordert.
Dass die Grünen ausgerechnet einen FPÖ-Antrag zur Abwahl von Oppitz-Plörer unterstützen wollen, das ist eines von vielen Gustostückerln in der Geschichte. Dass die Koalition weiterbestehen soll, die eins­tige Bürgermeisterin wieder im Stadtsenat sitzen wird – ohne Amtsführung –, ein anderes. Die Frage ist, wie in der Stadtpolitik mit dieser Koalition noch etwas weitergehen soll. Und was sich für die Grünen und Bürgermeister Willi durch die Zustimmung zum Abwahlantrag verbessert hat.
Georg Willi hat zu seiner Jahresbilanz eingestanden, dass ihm ein großer Wurf noch nicht gelungen ist. Jetzt gibt es einen rauen Herbst und zumindest einen Rauswurf.

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