„kulturMontag“ am 1. Juli: Revival der 90er, Kulturhauptstadt Plowdiw, Stereotypen in der Kinderbuchliteratur | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

„kulturMontag“ am 1. Juli: Revival der 90er, Kulturhauptstadt Plowdiw, Stereotypen in der Kinderbuchliteratur

0 248

Wien (OTS) – Der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am 1. Juli 2019 um 22.30 Uhr in ORF 2 befasst sich u. a. mit der Faszination der neunziger Jahre, die in vielen Lebensbereichen ein Revival erleben. Weiters steht das bulgarische Plowdiw – gemeinsam mit Italiens Matera Europäische Kulturhauptstadt 2019 – im Mittelpunkt einer Reportage. Außerdem untersucht die Sendung die Kinderbuchliteratur auf Stereotypen in der Darstellung von Geschlechterrollen. Anschließend an das Kulturmagazin steht eine neue Ausgabe der „lesArt“ (23.25 Uhr) auf dem Programm, die den/die frischgekürte/n Bachmann-Preisträger/in 2019 präsentiert – Preisverleihung ist am Sonntag. Außerdem zu Gast bei Christian Ankowitsch: der deutsch-spanische Schriftsteller Fernando Aramburu.

„Zu geil für diese Welt“ – das Revival der 90er

Die neunziger Jahre sind wieder omnipräsent. Aber warum ist das eigentlich so? „Wir leben in Zeiten der Retrotopia, die Utopie liegt irgendwie in der Vergangenheit, weil uns momentan eine zukunftsfähige Vision fehlt“, analysiert etwa Zukunftsforscher Tristan Horx. „Die neunziger Jahre begannen eigentlich schon etwas früher, am 9. November 1989, als die Berliner Mauer fiel“, schreibt der deutsche Popjournalist Joachim Hentschel in seinem neuen Buch „Zu geil für diese Welt“, ein Titel, den er sich von den „Fantastischen 4“ geliehen hat. Die 90er – eine Dekade, die der Gesellschaft nachhaltig die Augen geöffnet hat und über menschliche Grenzen aufklärte. Der „kulturMontag“ berichtet über Euphorie, Drama und Faszination eines Jahrzehnts.

Die schöne Unbekannte – Kulturhauptstadt Plowdiw

Es ist die erste Kulturhauptstadt auf dem Balkan, für Europa etwas Neues, für die Plowdiwtschani weniger: Die mit rund 350.000 Einwohnerinnen und Einwohnern zweitgrößte Stadt im südlichen Zentralbulgarien war schon einmal ein kulturelles Zentrum. Ende des 19. Jahrhunderts, als das Land seine Unabhängigkeit erlangte, boomten hier Kunst und Handwerk, Theater und Buchdruck, aber auch Handel und Industrie. Die damalige Blüte hat Plowdiw geprägt – und wird 2019 neu entdeckt. Die mit ihren 8.000 Jahren Geschichte älteste Stadt Europas mit einem Amphitheater aus dem 2. Jahrhundert, wo Opern- und Theateraufführungen stattfinden, ist dennoch jung, hip und kreativ. Und sie ist auch ein sozialer Brennpunkt mit dem größten Roma-Ghetto auf dem Balkan. „Together – Zusammen“ lautet das Motto, die Intention der Bewerbung war, die sozialen Probleme mit Kultur und Bildung anzugehen. Rund 300 Projekte, darunter auch der österreichische Kulturpavillon, sowie mehr als 500 Veranstaltungen finden das ganze Jahr über statt. Der „kulturMontag“ gibt einen Ausblick.

Prinzessinnen und Piraten – Stereotypen in der Kinderbuchwelt

Kinderbücher bilden, prägen, sozialisieren, sie erziehen mit. Doch was erleben Kinder, wenn sie lesen? Moderne, vielfältige Geschlechterrollen? Oder blaue Bücher, rosa Bücher – die Trennung zwischen der Lillifee- und der Käpt’n-Sharky-Welt? Haben Mädchen in richtigen Abenteuern nichts verloren oder nur eine klischeebeladene Rolle, wie einst Pony Hütchen in Erich Kästners „Emil und die Detektive“? Klar, der Klassiker ist vor mehr als 90 Jahren erschienen. Doch wenn man sich in Kinderbuchabteilungen von Buchhandlungen umsieht, scheint sich am Problem der getrennten Welten auch sonst wenig geändert zu haben. Buben und Mädchen stehen einander auf den ersten Blick unversöhnlich gegenüber – aber stimmt das auch? Vermitteln zarte Fee oder abenteuerlustiger Pirat den richtigen Eindruck? Oder ist der Kinderbuchmarkt von heute doch nicht voll von rosa-blauen Stereotypen? Diese und andere Fragen analysiert u. a. die deutsche Kinder- und Jugendbuch-Autorin Cornelia Funke, die mit ihren Büchern Millionenseller geschaffen hat.

Neue Ausgabe „lesArt“ (23.25 Uhr)

Bei Christian Ankowitsch sind abschließend an die Tage der deutschsprachigen Literatur der deutsch-spanische Schriftsteller Fernando Aramburu und der/die frisch gekürte Bachmannpreisträger/in zu Gast. Darüber hinaus gibt es Buchtipps von Katja Gasser.

In Ingeborg Bachmanns Werk spielt die Vorstellung, dass eine der Aufgaben der Literatur darin besteht, der „schlechten Sprache“ des Lebens zu kontern, eine zentrale Rolle. Die Literatur ist insofern immer auch mit einem utopischen Entwurf verwandt. Die Hoffnung besteht darin, mittels Literatur einen herrschafts- und konventionsfreien Raum, einen Nicht-Ort, eine Utopie eben, zu schaffen, die es dem Menschen ermöglicht, sich in Richtung Menschlichkeit zu entfalten. Dieser Art utopisches Denken ist auch im Werk des spanisch-deutschen Autors Fernando Aramburu von Relevanz. Ihm ist mit seinem jüngsten Roman „Patria“ ein großer Wurf gelungen. Darin zeigt er anhand zweier baskischer Familien, was Fanatismus mit Menschen anrichten kann. Während inhaltlich von einer zunehmenden Verengung der Perspektiven erzählt wird, arbeitet Aramburu formal dieser Verengung, dieser „schlechten Sprache“, entgegen, indem er sie mittels multiperspektivischen Erzählens aufbricht. Das Mitte Juni erscheinende Buch „Langsame Jahre“ ist, gewissermaßen, die Vorgeschichte zu „Patria“.

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. ORF

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.