International schwächer werdendes Umfeld bremst auch Österreichs Konjunktur
Wien (OTS) – Die nachlassende internationale Konjunktur bremst das Wirtschaftswachstum in Österreich, die anhaltend dynamische Binnennachfrage wirkt einem stärkeren Abschwung aber entgegen. Nach den beiden Hochkonjunkturjahren 2017 und 2018, in denen das Wirtschaftswachstum bei jeweils 2,7 Prozent lag, wird sich das BIP-Wachstum im Jahr 2019 merklich auf 1,5 Prozent abschwächen. Für 2020 und 2021 erwartet die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) eine leichte Verbesserung, das Wachstum des realen BIP wird jeweils 1,6 Prozent betragen. Dies bedeutet eine Abwärtsrevision gegenüber der OeNB-Prognose vom Dezember 2018 um 0,5 Prozentpunkte für das Jahr 2019, um 0,3 Prozentpunkte für das Jahr 2020 sowie um 0,1 Prozentpunkt für das Jahr 2021.
Die Arbeitslosenquote laut Eurostat-Definition wird von 4,8 Prozent im Jahr 2018 geringfügig auf 4,7 Prozent im Jahr 2019 sinken und danach bis 2021 unverändert bleiben. Die HVPI-Inflation geht von 2,1 Prozent im Jahr 2018 auf 1,7 Prozent im laufenden Jahr zurück und wird 2020 und 2021 auf diesem Niveau verharren. Der gesamtstaatliche Budgetsaldo steigt von +0,1 Prozent des BIP im Jahr 2018 auf +0,5 Prozent des BIP im Jahr 2021. Die Schuldenquote wird ausgehend von 73,8 Prozent des BIP im Jahr 2018 bis 2021 auf 65,3 Prozent des BIP sinken.
Exportdynamik geht 2019 deutlich zurück
Die internationale Konjunktur hat sich bereits 2018 deutlich eingetrübt, wozu vor allem die Verschärfung des Handelskonflikts zwischen den USA und China beigetragen hat. Darüber hinaus bremsen Schwierigkeiten der deutschen Industrie, insbesondere der deutschen Autoindustrie, und die Unsicherheit rund um den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU das Wachstum im Euroraum. Im Zuge des weltweit schwächeren Handels reduziert sich das Wachstum der Nachfrage nach österreichischen Exporten. Das Exportwachstum wird demgemäß heuer nur 2,0 Prozent betragen und sich bis zum Jahr 2021 wieder auf 3,4 Prozent beschleunigen.
Inlandsnachfrage weiterhin robust
Während die internationale Konjunktur das BIP-Wachstum in Österreich bremst, wirkt die starke Binnennachfrage weiterhin wachstumsstabilisierend. Die infolge der Hochkonjunktur im Vergleich zum Jahr 2018 höheren Lohnabschlüsse und die Einführung des Familienbonus zu Beginn dieses Jahres stärken derzeit die private Konsumnachfrage. Sie wird heuer um 1,6 Prozent zunehmen und in den beiden kommenden Jahren um 1,4 Prozent bzw. 1,3 Prozent wachsen. Die Sparquote steigt von 7,4 Prozent im Jahr 2018 auf 7,6 Prozent im laufenden Jahr und geht bis 2021 wieder auf 7,2 Prozent zurück. Neben dem privaten Konsum wird die Binnenkonjunktur auch vom Wachstum der Bruttoanlageinvestitionen, insbesondere vom zuletzt kräftigen Wachstum der Wohnbauinvestitionen, getragen. Die Investitionsdynamik insgesamt schwächt sich über die Prognosejahre aber ab. Insgesamt erwartet die OeNB ein Investitionswachstum von 2,7 Prozent im heurigen Jahr sowie von 2,0 Prozent und 1,7 Prozent in den Jahren 2020 und 2021. Trotzdem steigt die Investitionsquote (Investitionen in Prozent des BIP) bis 2021 auf 24,3 Prozent – den höchsten Wert seit 2001.
Arbeitslosenquote bleibt unverändert
Das Beschäftigungswachstum erreichte Ende 2017 seinen Höhepunkt und verlangsamt sich seither. Für das Gesamtjahr 2019 erwartet die OeNB aufgrund der immer noch starken Entwicklung zu Jahresbeginn einen Zuwachs der Anzahl unselbstständig beschäftigter Personen von 1,6 Prozent. 2020 und 2021 wird sich das Beschäftigungswachstum auf 1,2 Prozent bzw. 1,1 Prozent verlangsamen. Die schwächer werdende Konjunktur wird in den Jahren 2019 bis 2021 von einem ungebrochen starken Anstieg des Arbeitskräfteangebots begleitet sein. 2018 betrug die Arbeitslosenquote 4,8 Prozent. Für 2019 zeichnet sich ein nur mehr sehr geringer Rückgang auf 4,7 Prozent ab, für die Jahre 2020 und 2021 wird ebenfalls eine Arbeitslosenquote von 4,7 Prozent prognostiziert.
Inflation verharrt bei 1,7 Prozent
Die HVPI-Inflationsrate wird sich im Jahr 2019 auf 1,7 Prozent belaufen. Damit ist die Teuerungsrate um 0,4 Prozentpunkte niedriger als im Vorjahr. Dieser Rückgang ist vor allem auf die geringere Teuerung von Energie zurückzuführen. In den Jahren 2020 und 2021 wird mit einem Verharren der Inflationsrate bei 1,7 Prozent gerechnet. Die Kerninflationsrate (HVPI ohne Energie und Nahrungsmittel) liegt im Prognosezeitraum über der HVPI-Inflationsrate (2019: 1,8 Prozent; 2020 und 2021: 1,9 Prozent).
Steigender Budgetüberschuss bis zum Ende des Prognosehorizonts
Das gesamtstaatliche Budget wird auch 2019 einen Überschuss aufweisen. Diese Entwicklung ist vor allem dem steuerlich ertragreichen Umfeld sowie einem weiteren Rückgang der öffentlichen Zinsausgaben zu verdanken. Diese beiden Faktoren bestimmen auch die Entwicklung der kommenden beiden Jahre, für die eine weitere Verbesserung des Budgetsaldos auf 0,4 Prozent des BIP (2020) bzw. 0,5 Prozent des BIP (2021) erwartet wird. Die Fiskalprognosen folgen einer „no-policy change“-Annahme. Dies bedeutet, dass nur jene Maßnahmen in der Prognose berücksichtigt werden, die im Detail spezifiziert sind und mit hoher Wahrscheinlichkeit implementiert werden. Die meisten der für die Jahre 2020 und 2021 geplanten Maßnahmen im Rahmen der vor Auflösung der Regierungskoalition angekündigten Steuerreform sind daher nicht berücksichtigt. Die Schuldenquote wird bis 2021 auf 65 Prozent des BIP und damit auf das Niveau von 2007 sinken.
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