Tiroler Tageszeitung, Ausgabe vom 16. März 2019; Leitartikel von Alois Vahrner: "Ein starkes Klimaschutz-Signal" | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Tiroler Tageszeitung, Ausgabe vom 16. März 2019; Leitartikel von Alois Vahrner: „Ein starkes Klimaschutz-Signal“

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Innsbruck (OTS) – Mit ihren gestrigen weltweiten Klimaschutz-Kundgebungen haben Jugendliche ein in jeder Beziehung unübersehbares Zeichen an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gesandt – wie nachhaltig, hängt auch von den Jungen selbst ab.

Der Andrang war vielerorts, auch in Tirol, noch deutlich größer als selbst von den Organisatoren erhofft: Bei den etwa 2000 Kundgebungen rund um den Erdball demonstrierten die Jugendlichen unter dem Motto „Fridays for Future“ für einen radikalen Kurswechsel hin zu mehr Klimaschutz. Beim Klima gebe es keinen Plan B und schon gar keinen Planeten B.
Symbolfigur der Protestwelle ist die 16-jährige schwedische Schülerin Greta Thunberg, die seit August 2018 immer freitags für einen beherzteren Kampf gegen den Klimawandel demonstriert, statt zur Schule zu gehen. Sie ist inzwischen zu einer Ikone für Klimaschützer rund um die Welt geworden – und wird bereits als heiße Kandidatin für den Friedensnobelpreis gehandelt. Statt gegen die Erderwärmung energisch zu handeln, vergeudeten Politiker allerorten Zeit. „Diese Bewegung musste kommen. Wir wollen, dass ihr in Panik geratet und handelt“, sagte Thunberg gestern bei der Großdemo in Stockholm. Schon jetzt hat sich die Erde laut Zahlen des Weltklimarats IPCC gegenüber der vorindustriellen Zeit um etwa ein Grad erwärmt. Ohne energische Maßnahmen könnte es Ende dieses Jahrhunderts laut den Prognosen der Wissenschaft sogar um gut drei Grad wärmer sein. Mit verheerenden Folgen wie Hitzewellen, Hungerkatastrophen wegen Dürren sowie mehr Stürmen, Starkregen und Hochwasser.
Dass sich jetzt die Jugend an die Spitze der Klimabewegung setzen könnte, wäre ein äußerst positives Zeichen, geht es doch besonders um ihre Zukunft. Da macht politisches Engagement gleich mehrfach Sinn. Ob die Demos aber nur ein Strohfeuer (etwa weil viele den Event-Charakter der Demos dem Schulunterricht vorzogen) oder der Auftakt zu einer nachhaltigen Bewegung waren, muss sich erst erweisen.
Die Kritik der Jungen an einer in der Klimafrage zu trägen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft traf zu. Und zu dieser Gesellschaft gehören auch die Jungen selbst. Sind sie selbst bereit, beim Essen, beim Einkauf (bei Bekleidung oder die Transportflut durch Web-Bestellungen), beim Urlaub usw. nachhaltig zu agieren? Oder in gleicher Anzahl in den Ferien zu demonstrieren?
Die gestrigen globalen Proteste waren aber in jedem Fall ein millionenfaches lautes und starkes Signal. Und jedenfalls ein besseres als der perverse Rat einiger Wissenschafter, gerade im Westen aufs Kinderkriegen zu verzichten, weil man so pro Baby fast 59 Tonnen CO2 „einsparen“ könne. Das Leben in CO2-Einheiten und als „Einspar-Poten-
zial“, das erinnert sehr an ganz dunkle Zeiten.

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