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VSV/Kolba: Die große „Sprit-Lüge“

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Wien (OTS) – Die Lücke zwischen den offiziellen Angaben der Hersteller und dem tatsächlichen Spritverbrauch auf der Straße wird seit Jahren größer.
„2001 machte sie noch 8 Prozent aus. Inzwischen ist sie – so Zahlen aus 2017 – auf 39% gewachsen“, verweist der Obmann des Verbraucherschutzvereins (VSV), Peter Kolba, auf die brandneue Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT), die 1,3 Millionen Daten aus 15 Quellen in acht Ländern umfasst. Kolba im Klartext: „4,8 Liter im Typenschein sind 6,6 Liter auf der Straße.“

Österreich ist in dieser ICCT-Studie zwar nicht berücksichtigt, dennoch keine Insel der Seligen. Das zeigt eine Studie der Arbeiterkammer mit dem Umweltbundesamt für das 2016. Der Unterschied zwischen Dichtung und Wahrheit machte bei den CO2 Emissionen hierzulande ebenfalls 39 Prozent aus.

Kolba: „Das ist eine gigantische Irreführung der Autokunden. Die Verbraucher wurden bewusst falsch informiert. Es bleibt ihnen nichts übrig, als die teuren Folgekosten zu schlucken.“ Das kann ordentlich ins Geld gehen. Laut Arbeiterkammer-Experte Franz Greil belaufen sich diese unterschlagenen Mehrkosten etwa bei einem Skoda Oktavia (Benziner) auf 310 Euro pro Jahr und 3.720 fürs ganze Autoleben (12 Jahre).

International wie national ist die Kluft zwischen Schein und Sein ständig gewachsen. Der Grund liegt klar auf der Hand. „Die Autohersteller haben alles getan, um die CO2-Werte im Testlabor möglichst niedrig zu halten. Die Prüffahrzeuge wurden für Testzwecke dermaßen präpariert, das sie kaum noch etwas mit dem später verkauften Fahrzeug zu tun haben“, fasste der deutsche Technik-Experte Dr. Axel Friedrich kürzlich in Wien in seinem Vortrag zusammen.

Und er langjährige Mitarbeiter des deutschen Umweltbundesamtes schildert Details: Um Gewicht und Fahrwiderstand zu minimieren, wurden im Testlabor die schweren Innenausstattungen, Sitze, Verkleidungen, Bremsbeläge und Außenspielgel entfernt. Die Ritzen der Türen und Kühlergrill wurden verklebt, die Reifen extrem aufgepumpt. Friedrich: „Mit solchen Reifen könnte ein Auto auf der Straße nicht lange fahren.“

Ein weiteres Beispiel ist das Abstellen der Lichtmaschine während des Tests, sodass die Autobatterie entladen wird, was spritsparen hilft. Da die Pkw stets nur in ihrer Grundausstattung geprüft werden, bieten Hersteller immer weniger als Grundausstattung und immer mehr als Sonderausstattung an. So werden Ersatzreifen, Klimaanlagen oder Radios flugs zur Sonderausstattung deklariert. Aber es gibt auch Betrugssoftware, die das Auto erkennen lässt, dass das Fahrzeug auf dem Prüfstand gefahren wird und dass Fahrzeug im Verbrauch „optimiert“ wird, erklärt Friedrich.

Für Peter Kolba als Verbraucherschützer ist es völlig unverständlich, dass nach der Zulassung von Autos in Europa keinerlei Kontrollen über den tatsächlichen Spritverbrauch durchgeführt worden sind. „Man hat den Leuten versucht einzureden, dass sie mit ihrem persönlichen Fahrstil auch noch selbst für so einen gigantischen Mehrverbrauch schuld sind“, kritisiert der Verbraucherschützer.

„Die Abweichungen von 39% sind nur ein Durchschnitt über verschiedene Marken und Diesel wie auch Benziner. Der Verbraucherschutzverein wird die größten Trickser herausfiltern und die Staatsanwaltschaft einschalten. Die sollte prüfen, ob hier nicht – ähnlich wie beim Dieselskandal gewerbsmäßiger Betrug vorliegt. In diesem Fall können sich geschädigte Autofahrer dann mit dem provozierten Kosten des Mehrverbrauches als Privatbeteiligte dem Verfahren auch anschließen,“ gibt Kolba praktische Tipps.

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