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Märkte sind zentraler Erfolgsfaktor der Energiewende

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Wien (OTS) – Funktionierende Märkte sind der zentrale Erfolgsfaktor für die Energiewende. Das zeigte der zweite Tag von Oesterreichs Energie Kongress 2018 in Pamhagen. Christoph Maurer, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Consentec forderte, den Markt nicht nur als Instrument zur Koordination des Handels der Marktteilnehmer zu verstehen, sondern verstärkt auch als Entdeckungsprozess für Innovationen. Für das Gelingen der Energiewende werde man Lösungen brauchen, die wir heute noch gar nicht kennen.

Um den Markt weiter zu verbessern, müsse die Politik möglichst stabile und berechenbare gesetzliche sowie regulatorische Vorgaben bieten. Absolute Sicherheit für die Marktteilnehmer könne es nicht geben: „Aber die Politik kann Vertrauen schaffen.“ Für sinnvoll hält Maurer unter anderem einen europaweit geltenden CO2-Mindestpreis. Ferner müsse Strom von unnötigen Abgaben und sonstigen finanziellen Belastungen befreit werden. Nur so sei es möglich, ihn im Sinne der Sektorkopplung auch für den Einsatz in den Bereichen Mobilität und Raumwärme attraktiv zu machen. Weiterhin zentral bleibe das Thema Versorgungssicherheit. Grundsätzlich könne der Markt diese gewährleisten. Einem allfälligen zusätzlichen Sicherheitsbedürfnis seitens der Politik lasse sich aber auch durch Instrumente wie Kapazitätsmechanismen Genüge tun.

Karl-Heinz Gruber, Spartensprecher Erzeugung bei Oesterreichs Energie und Geschäftsführer der Verbund Hydro Power GmbH: Seit der Wirtschaftskrise von 2008 erfolgen Großinvestitionen in der E-Wirtschaft „nur mehr im geförderten Bereich“. Der Markt in seiner derzeitigen Form biete keinerlei Anreize für derartige Vorhaben, etwa den Neubau von Kraftwerken. Dies werde noch für die kommenden zehn bis 15 Jahre so bleiben. Folglich müsse die Politik für Investitionsanreize sorgen. Eine diesbezügliche Möglichkeit wäre laut Gruber ein europaweiter CO2-Mindestpreis, mit dem klimaschädliche Technologien wie die Verstromung von Kohle belastet und „saubere“ Erzeugungsarten wettbewerbsfähiger gemacht werden könnten.

Schwerpunkt Mobilität

Die Energiewende im Mobilitätssektor war einer der Schwerpunkte am zweiten Tag des Kongresses. Die E-Mobilität wird eine wichtigere Rolle im Verkehrsgeschehen der Zukunft einnehmen, davon ist Roland Ziegler, Sprecher des Bundesverbands Elektromobilität überzeugt. Allerdings wird es Konkurrenz durch die Wasserstofftechnologie geben und die
E-Wirtschaft darf sich nicht erwarten, dass der Automobilsektor und die derzeitigen Treibstofflieferanten ihre Marktposition einfach aufgeben. Das obwohl die Energiewende bisher hauptsächlich von der E-Wirtschaft getragen wurde, wie Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie erklärte: „An den Verkehrsbereich wagte sich die Politik dagegen nicht heran.“ Aber eine konsequente Energiewende ist nur unter Einbeziehung des Verkehrssektors möglich, der einer der Hauptemittenten von CO2 in Österreich ist. Daher seien auch für den Verkehr Vorgaben dringend notwendig. Am erforderlichen Strom für die flächendeckende Nutzung der Elektromobilität werde es nicht mangeln. Eine Herausforderung sei demgegenüber die Errichtung der Ladeinfrastruktur, für die es noch keine Rechtssicherheit gebe. Dankenswerter Weise habe das BMVIT gemeinsam mit dem Netzbereich von Oesterreichs Energie einen Leitfaden für den Ausbau der Ladeinfrastruktur erarbeitet. Aber das genüge nicht: „Wir brauchen klare rechtliche Vorgaben.“

Verkehrsminister Norbert Hofer setze sich jedenfalls sehr für die E-Mobilität ein. In Vertretung des Ministers konstatierte Roland Esterer, Referent für verkehrspolitische Angelegenheiten im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT), die Klima- und Energiestrategie der Bundesregierung (mission2030) befasse sich ausführlich mit dem Thema Klimawandel und Verkehr. Unter anderem werde darin eine Mobilitätsstrategie angekündigt. Kommende Woche soll der diesbezügliche Sachstandsbericht Mobilität veröffentlicht werden. Esterer räumte ein, dass die Politik das Thema Klimawandel und Verkehr bisher eher zögerlich behandelte. Mit Minister Hofer habe sich das aber geändert. Verbote sind im Zusammenhang mit der Mobilitätsstrategie nicht angedacht, betonte Esterer. Stattdessen setze das BMVIT auf „Vorteile und Chancen“. Die von Hofer angekündigte Erhöhung des Tempolimits auf Autobahnen von 130 auf 140 km/h widerspricht laut Esterer der Klima- und Energiestrategie nicht. Seit der Einführung des 130-km/h-Limits in den 1970er Jahren habe sich viel getan. Die Schadstoffemissionen seien massiv gesunken. Nun gehe es um eine „Verkehrsflussoptimierung“.

Sektorkopplung als Chance

Karina Knaus, die Leiterin des Centers Volkswirtschaft, Konsumenten und Preise der Österreichischen Energieagentur, betonte, die Dekarbonisierung des Energiesystems funktioniere „nur mit Sektorkopplung und sehr viel Strom“. Langfristig seien daher auf den Strommärkten entsprechende Preissignale zu erwarten. Entscheidend für die Umgestaltung des Energiesystems sind laut Knaus jedoch die kommenden zehn bis 15 Jahre: „Daher brauchen wir in dieser Zeit intelligente Förderinstrumente. Ab 2030 sollten wir aber wieder in Richtung Markt gehen.“ Wichtig ist laut Knaus, dass auch die Kunden den Mehrwert der Energiewende erkennen und die Umsetzung diesbezüglicher Kraftwerks- sowie Leitungsprojekte akzeptieren: „Bei der Energiewende mitzumachen kann auch heißen, nicht aktiv dagegen aufzutreten.“

Peter Püspök, der Präsident des Dachverbandes Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ), bekannte sich zu einem Ausbau der erneuerbaren Energien in kostenoptimierter Form. „Aber dafür brauchen wir keine Ausschreibungen und keinen Wettkampf, in dem sich die Leute gegenseitig ruinieren“. Den derzeitigen tendenziellen Anstieg der Preise auf den Großhandelsmärkten für Strom begrüßte Püspök. Die Frage sei nur, „wie lange wir gute Preise haben werden. Um ein oder zwei Cent pro Kilowattstunde kann niemand ohne Absicherungen investieren“.

Erfolgreich kann die Energiewende zudem nur werden, wenn es gelingt, für die anstehenden Themen die richtige Sprache zu finden. Es gelte noch ein Narrativ zu entwickeln, das die Menschen für die neuen Themen begeistert. Oesterreichs Energie hat in einer Studie untersucht, welche Kundengruppen es gibt. Für alle Kunden gelte es, maßgeschneiderte Angebote zu finden, erklärte Michael Strebl, Spartensprecher Handel und Vertrieb von Oesterreichs Energie. Nur so könne die Energiewende auch im Endkundenmarkt ein Erfolg werden.

Insgesamt, so Oesterreichs Energie-Präsident Leonhard Schitter, hat die Branche einen grundlegenden Veränderungsprozess eingeleitet und ist gut gerüstet für die Energiezukunft. Die Diskussionen und die Aufbruchsstimmung in Pamhagen sind laut Schitter guter Grund optimistisch in die Zukunft zu blicken. Das Motto „Los geht’s“ auf dem Kongress habe voll eingeschlagen. Wir haben keine Zeit mehr, über Detailfragen zu diskutieren, jetzt geht’s an die Umsetzung.

Nachbericht und Fotos zum Oesterreichs Energie Kongress:
https://oesterreichsenergie.at/oesterreichs-energie-kongress.html

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