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Neue Aufgaben für Pflegefachkräfte in der Primärversorgung

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Wien (OTS) – Die Primärversorgungseinheiten sollen künftig eine Erstanlaufstelle für gesundheitliche Fragen sein, in der unterschiedliche Gesundheitsberufe im Team arbeiten. „Damit sie ihr Potenzial ausschöpfen können, sind neue Formen von Skill-Mix notwendig“, sagt Univ.-Prof. Dr. Andrea Siebenhofer-Kroitzsch, Leiterin des Instituts für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung (IAMEV) an der Medizinischen Universität Graz. Im Auftrag des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger hat das IAMEV recherchiert, welche Aufgaben Pflegefachkräfte bereits in anderen Ländern übernehmen, und haben daraus Tätigkeitsprofile für die allgemeinmedizinischen Praxen entwickelt.

Untersucht wurden Primary Health Care Zentren in Großbritannien, Kanada, Australien, den USA, Finnland, Niederlande, Norwegen und Schweden. Das Spektrum der Tätigkeiten von Pflegefachkräften ist international sehr unterschiedlich und reicht von einfachen Aufgaben bis hin zum umfassenden Versorgungsmanagement inklusive Patientenschulung. „Speziell ausgebildete Pflegepersonen schreiben EKGs, verabreichen Impfungen, verschreiben Medikamente und organisieren das Disease Management für chronisch Kranke“, sagt Dr. Muna Abuzahra, Projektleiterin beim IAMEV. Zumeist haben sie Zusatzausbildungen als „Practice Nurses“ bzw. „Primary (Health) Care Nurses“ oder akademische Abschlüsse als „Advanced Nurse Practioners“.

Mehr Pflege führt zu höherer Patientenzufriedenheit

Ob es mehr Vorteile oder Nachteile bringt, wenn die Pflege ärztliche Tätigkeiten übernimmt, ist international wenig untersucht. „Tendenziell führte es aber zu einer höheren Patientenzufriedenheit“, sagt Abuzahra. Das könnte unter anderem daran liegen, dass sich Pflegefachkräfte nachweislich mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten nahmen. Aus diesem Grund ist auch nicht mit relevanten Kosteneinsparungen zu rechnen. „Die Übertragbarkeit der internationalen Studien auf Österreich ist äußerst schwierig, weil es große Unterschiede in den Gesundheitssystemen gibt. Es zeigt sich aber klar, dass viele in der Primärversorgung anfallende Leistungen von Pflegefachkräften übernommen werden können“, bestätigt Siebenhofer-Kroitzsch.

„Schon heute erlaubt das Berufsgesetz in Österreich die Übernahme vieler medizinischer Routinetätigkeiten durch den gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege“, erläutert Ursula Frohner, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes (ÖGKV) „und zwar sowohl im Spital als auch im Rahmen der Primärversorgung“. Sollte eine Erweiterung des Leistungsspektrums gewünscht sein, müssten das Gesetz adaptiert und Zusatzausbildungen angeboten werden.

„In Österreich ist nicht geplant, dass Pflegefachkräfte Tätigkeiten übernehmen, für die gesetzlich die Ärzte zuständig sind“, sagt Dr. Probst, Generaldirektor des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger. „Sie sollen aber ihre Kernkompetenzen unmittelbar in die Primärversorgung einbringen, in Zentren und in Netzwerke, und maßgeblich das Selbstmanagement der Patientinnen und Patienten fördern. So kommt die Kernkompetenz der Pflegefachkräfte unmittelbar zu den Leuten hinaus.“

Über das Institut

Das Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung (IAMEV) an der Medizinischen Universität Graz wurde am 1. Jänner 2015 eröffnet. Seine Aufgabe ist die evidenzbasierte und praxisorientierte Forschung sowie Analysen des Versorgungsgeschehens für eine optimierte Versorgung in Einzelordinationen und in den neuen Primärversorgungseinheiten. Inhaltliche Schwerpunkte sind derzeit neben der Erstellung von Behandlungspfaden u.a. die Entwicklung von evidenzbasierten Gesundheitsinformationen, die systematische Zusammenfassung von bestehenden Studien zu unterschiedlichen medizinischen Themen, die Anfertigung von Unterstützungsmaterialien als Grundlage für die Erstellung von Versorgungskonzepten für neue Primärversorgungseinheiten sowie die universitäre Lehre der Allgemeinmedizin an der Medizinischen Universität Graz.

Link: [https://allgemeinmedizin.medunigraz.at/]
(https://allgemeinmedizin.medunigraz.at/)

Link zur Studie:

[http://www.hauptverband.at/cdscontent/load?contentid=10008.631038]
(http://www.hauptverband.at/cdscontent/load?contentid=10008.631038)

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